Die Sammlung Primož Premzl
Präsentation und Versuch der Katalogisierung einer privaten Sammlung für die Öffentlichkeit
Sammeln als Lebenseinstellung
Sammeln ist der unwiderstehliche Drang nach Neuem. Ich sammle seitdem ich denken kann. Es begann in meiner frühen Kindheit in den späten sechziger und frühen siebziger Jahren, als ich alle möglichen kleinen Bilder, die in Kaugummis, Schokolade usw. verkauft wurden, aufbewahrte. Zu dieser Zeit stellten Unternehmen, Sportvereine, verschiedene Verbände u. a. Anstecknadeln zu Werbezwecken her, die in Jugoslawien äußerst beliebt waren. Man könnte sagen, Anstecknadeln lösten eine regelrechte Sammelmanie aus. Und natürlich blieb auch ich nicht davon verschont. Ein entscheidender Moment auf meiner Sammlerreise und ein großer Schritt in Richtung echter Sammlertätigkeit war der Besuch der Internationalen Postwertzeichen-Ausstellung (WIPA) in Wien im Jahr 1981.
Zwei traditionelle und zwei thematische philatelistische Sammlungen nahmen ihren Anfang schon zu meiner Schulzeit, während der Rest der Sammlungen ab 1983 nach und nach aufgebaut wurde. Es begann mit Postkarten und Fotografien, und als sich mein Horizont erweiterte, begann ich, Material aus anderen Interessensgebieten zu sammeln und zu ergänzen. Der gesamte Sammlungsbestand umfasst eine Vielzahl von heimatkundlichen Inhalten, die auf einem gemeinsamen Konzept beruhen − sie alle haben Bezug zu Maribor und seiner weiteren Umgebung. Als einzige Abweichung von diesem Ansatz gelten die in drei Alben 1999, 2006 und 2015 veröffentlichten Veduten, die sich auf die gesamte slowenische Steiermark beziehen, eine landesweite Sammlung der Turnvereine Sokol und Orel sowie die Sammlung der Fotopostkarten von Franz Erben, da Erben mit seiner Produktion die gesamte Untersteiermark abdeckte.
In den achtziger und neunziger Jahren wuchs die Sammlung vor allem durch die Teilnahme an Sammlertreffen und -messen. Doch im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts erfolgte ein langsamer Übergang vom Besuch dieser Veranstaltungen zur Online-Suche nach Exemplaren, und das bedeutete neue und noch nie dagewesene Möglichkeiten für den Erwerb von Sammlermaterial. Seitdem kann man hypothetisch mit einem einzigen Begriff oder Namen ein Artefakt finden, das von jemandem aus dem entlegensten Dorf der Welt online zum Verkauf angeboten wird. Gelegentliche Besuche in Antiquitätengeschäften, Auktionshäusern und auf Messen sind jedoch immer noch ein besonderes Ritual und eine Erinnerung an “alte Zeiten”.
Die Sammlung besteht aus zwölf grundlegenden Themenbereichen oder Beständen, die jeweils nach den Anforderungen der Sammlung gegliedert sind. Diese Bereiche werden in zukünftigen Inventaren weiter unterteilt. Die ersten vier Bestände sind chronologisch geordnet, die übrigen nach meinen Sammelvorlieben. Die grundsätzliche Gliederung der Sammlung (der Bestände) umfasst folgende Bereiche:
I. Landkarten und Pläne
Die Sammlung enthält Landkarten großer Gebiete, darunter der Steiermark vom 16. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, insbesondere der Kronländer des Herzogtums Steiermark von 1849 bis 1918, sowie Pläne der Stadt Maribor und ihrer Umgebung vom Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Sammlung umfasst 190 Landkarten und Stadtpläne, die dokumentiert und inventarisiert wurden.
II. Veduten
Die Sammlung beinhaltet Veduten von Maribor und seiner Umgebung sowie von anderen Städten, Orten, Burgen, Herrensitzen und Klöstern in der slowenischen Steiermark, die bereits in meinen Publikationen veröffentlicht wurden:
- Vischers Topographie des Herzogtums Steiermark, letztes Viertel des 17. Jahrhunderts;
- Alte Kaiser-Suite, 1825−1833;
- Lampl-Suite, 1840−1845 (Maribor mit Umgebung);
- Slowenisch-steirische Ansichten von Carl Reichert, 1860−1870.
Die Sammlung umfasst etwa 400 Drucke, Aquarelle und Zeichnungen.
III. Fotografien
Die Sammlung birgt unter anderem Beispiele der frühen Porträtfotografie (Daguerreotypie, Ferrotypie) aus der Zeit um 1850−1860, zahlreiche Porträts von Mariborer Fotografen, Fotografien von Maribor und seiner Umgebung aus den Jahren 1865−1990 von einheimischen und ausländischen Fotografen sowie Negative und Dias aus den Jahren 1900−1990. In den achtziger Jahren wurde auch eine kleine Sammlung erotischer Fotografien vom Ende des 19. und dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts angelegt. Besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf den Fotografen Heinrich Krapke, Ferdinand Weitzinger und Franz Erben.
Die Sammlung wird grob auf mehrere tausend Fotografien geschätzt. Es gibt auch einige Fotoalben, das Sammelalbum (1878−1901) des Fotografen Ferdinand Weitzinger verdient jedoch besondere Aufmerksamkeit.
IV. Ansichtskarten
Die Sammlung beinhaltet Ansichtskarten von Maribor und seiner Umgebung aus den Jahren 1892−1945 sowie eine spezielle Sammlung von Ansichtskarten vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur heutigen Zeit. Sie wurde seit 1983 systematisch aufgebaut und umfasst rund 8000 Ansichtskarten. Postkarten der Fotografen Heinrich Krapek und Franz Erben, die sich derzeit im Bestand “Fotografien” befinden, werden in diese Sammlung überführt. Die Sammlung umfasst auch Ansichtskarten von Maribor und Umgebung vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis heute. Die Zahl der Postkarten in der Sammlung wird auf etwa 2000 Stück geschätzt.
V. Plakate und kleinformatige Drucke
Zur Sammlung gehören Plakate vom Ende des 19. Jahrhunderts und kleinformatige Drucke ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das Material bezieht sich auf Maribor und seine Umgebung. Die Sammlung umfasst etwa 3000 Drucke.
VI. Bücher und andere Publikationen
Die Sammlung zum Thema Maribor und Umgebung beinhaltet eine Reihe von seltenen Büchern und Publikationen, die nach 1823 erschienen sind. Neben der Sachliteratur zur Geschichte der Stadt, die laufend ergänzt wird, enthält der Bestand auch zahlreiche belletristische Werke, deren Geschehnisse sich in Maribor abspielen. Die Sammlung umfasst rund 250 Exemplare.
VII. Sammlung der Typoskripte und Manuskripte von Jože Curk
Dieser Bestand enthält den maschinengeschriebenen und handschriftlichen Nachlass der wissenschaftlichen Forschungsarbeit des Kunsthistorikers Jože Curk. Der Umfang dieses Nachlasses beträgt 1,3 laufende Meter, das Material ist nach internationalen Archivierungsstandards inventarisiert. Drei Typoskripte anderer Autoren sind vorläufig Teil dieser Sammlung.
VIII. Philatelie
Der zentrale Teil dieses Bestandes ist die Sammlung der Postgeschichte Maribors und seiner Umgebung aus der ersten Hälfte des 19. bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Da aber mein Sammeleifer in der traditionellen und thematischen Philatelie wurzelt, habe ich eine Sammlung von Briefmarken aus Jugoslawien (1944−1991), Liechtenstein (1912−1999) und Europa CEPT (1956−1991) hinzugefügt, die ich in den achtziger Jahren intensiv und danach nicht mehr gesammelt habe.
IX. Persönlichkeiten
Die Sammlung enthält Druckgrafiken, Fotografien, Postkarten, Manuskripte, Bücher und kleinformatige Drucke bedeutender Persönlichkeiten, die in irgendeiner Weise mit Maribor verbunden waren (u. a. Erzherzog Johann, Bischof Anton M. Slomšek, Vizeadmiral Wilhelm von Tegetthoff und der Pionier der Luft- und Raumfahrttechnik Herman Potočnik Noordung). Die Sammlung “Persönlichkeiten” wurde spontan und parallel zu den Hauptsammlungen angelegt. Sie umfasst rund 400 Exemplare.
X. Slowenisches Nationaltheater Maribor
Zur Sammlung gehören Fotografien, Postkarten, kleinformatige Drucke und Plakate des Mariborer Theaters aus der Zwischen- und vor allem der Nachkriegszeit. Die Sammlung beinhaltet auch Bildmaterial des deutschen und des slowenischen Theaters in Maribor zur Zeit der Monarchie. Die Sammlung umfasst etwa 1500 Fotos, Briefe, Programmhefte, kleinformatige Drucke und Plakate.
XI. Turnvereine Sokol und Orel
Die Sammlung enthält Postkarten, Fotos, Plakate und kleinformatige Drucke der slowenischen Turnvereine Sokol (Falke) und Orel (Adler) von 1898 bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs. Die meisten von ihnen stammen aus der Zeit vor dem Zusammenbruch der Monarchie. Die Sammlung umfasst 220 Postkarten, Plakate und kleinformatige Drucke.
XII. Glaswaren, Porzellan, Keramik, Straßen- und Aushängeschilder für den öffentlichen Gebrauch
Verschiedene Sammlungen von Glaswaren, Porzellan, Keramik, Straßen- und Aushängeschildern für den öffentlichen Gebrauch sind spontan durch gelegentliche Ankäufe oder Schenkungen entstanden. Im Gegensatz zu den bisher vorgestellten papierbasierten Sammlungsstücken sind die Gegenstände in diesen Sammlungen, wie der Titel schon sagt, aus Glas, Porzellan, Keramik und Blech gefertigt. Die Sammlung umfasst etwa 150 Exemplare.
Parallel zur Online-Präsentation erfolgte auch die Veröffentlichung des Buches Die Sammlung Primož Premzl. Ziel beider Veranstaltungen ist es, die seit vierzig Jahren entstehende und über 20.000 Exemplare umfassende Sammlung der Öffentlichkeit zu präsentieren. Um einer Zersplitterung des Sammlungsbestands entgegenzuwirken, wünsche ich mir, dass er zur gegebenen Zeit als Teil einer öffentlich zugänglichen Sammlung innerhalb einer Institution, die sich der Erhaltung des beweglichen Erbes widmet, aufgenommen wird. In meinem Alter stellt sich die berechtigte Frage, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, sich von der Sammlung zu trennen, der ich einen Großteil meines Lebens, meiner Freizeit und meiner Ersparnisse gewidmet habe. Natürlich wünsche ich mir, die Sammlung noch lange Zeit selbst ergänzen zu können, aber man weiß nie, wie viel Zeit einem auf Erden noch bleibt. Deshalb schien mir jetzt der richtige Zeitpunkt, die Sammlung nach und nach zu katalogisieren und durch eine Online-Veröffentlichung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dadurch würde sie größere Sichtbarkeit und die Möglichkeit erhalten, in das System der öffentlichen Sammlungen aufgenommen zu werden, wie z. B. in Bibliotheken, Archiven und Museen, die von staatlichen und lokalen Behörden laut Gesetz finanziell unterstützt werden. Damit wäre der Zweck meiner Sammlung erreicht.